Fair Use

Fair Use – Das Heimwegtelefon verantwortungsvoll nutzen

Warum ist Fair Use so wichtig?

In den letzten Jahren ist unser Angebot immer bekannter geworden – das freut uns sehr. Gleichzeitig beschäftigen uns damit auch immer wieder neue Themen. Uns ist eine offene und ehrliche Kommunikation wichtig.
Am liebsten wären wir für alle Menschen und jederzeit erreichbar. Aber das ist eine Utopie, die wir nicht leisten können.
Das Heimwegtelefon ist ein kostenloses Angebot, das ausschließlich von Ehrenamtlichen getragen wird. Deshalb haben wir nur begrenzte Kapazitäten. Von etwa 100 Ehrenamtlichen steht – je nach Wochentag und Uhrzeit – nur ein kleiner Teil gleichzeitig zur Verfügung. Damit können wir die aktuellen Öffnungszeiten abdecken.

Wir möchten mit unserem Angebot einen Beitrag dazu leisten, dass Menschen sich auf ihrem Weg besser fühlen – eben dann, wenn man sich doch einmal besonders unwohl fühlt und sonst niemand erreichbar ist.

Wir möchten für dich und möglichst viele andere Menschen schnell, niederschwellig und unkompliziert erreichbar sein. Dafür ist es wichtig, dass alle das Angebot verantwortungsvoll in Anspruch nehmen. Sei in deinem Nutzungsverhalten also bitte fair gegenüber uns und anderen Menschen, die sich auch eine Begleitung wünschen.

Uns ist es wichtig, dass du dich in einem Telefonat wohlfühlst. Aber auch wir möchten uns dabei wohlfühlen. Deswegen wünschen wir uns gewisse Umgangsformen in den Telefonaten.

Was bedeutet „verantwortungsvolle“ Nutzung?

Verantwortungsvoll nutzen bedeutet, … 
… das Angebot nicht aus Langeweile oder zur reinen Unterhaltung zu nutzen.
… das Angebot nicht dauerhaft täglich oder mehrfach wöchentlich zu nutzen.
… den Weg nicht unnötig zu verlängern.
… zu versuchen, bei langen Wegen nur für bestimmte Abschnitte anzurufen.
… angemessen mit uns zu kommunizieren.

Nicht aus Langeweile oder zur reinen Unterhaltung nutzen

Es ist toll, wenn es euch Freude macht, mit uns zu telefonieren.  
Wir sprechen schließlich auch gerne mit dir. 

Aber das ist nicht der Sinn des Angebots. Dafür gibt es viele andere tolle Möglichkeiten.

Nicht dauerhaft täglich oder mehrfach wöchentlich nutzen

Jedes Jahr rufen uns viele tausend unterschiedliche Menschen an. Einige nutzen uns immer wieder gern. Das ist auch vollkommen okay – wir freuen uns, wenn du dich bei uns wohlfühlst! 

Was wir aber nicht leisten können, ist, wenn es für einzelne Menschen zur Routine wird, uns einfach immer auf dem Weg anzurufen. Auch wenn es sich für dich schön anfühlt: Eine dauerhafte Begleitung Einzelner mehrfach wöchentlich geben unsere Ressourcen nicht her.

Die in Inanspruchnahme der Unterstützung durch unser Angebot sollte für dich nie zum Normalfall werden, sondern immer besonderen Situationen vorbehalten sein.

Den Weg nicht unnötig verlängern

Wir möchten, dass du möglichst schnell und sicher nach Hause kommst. Dafür ist es wichtig, dass du den Weg nicht unnötig verlängerst. Es ist natürlich vollkommen nachvollziehbar und in Ordnung, wenn du einen besonderen Weg nimmst, weil er z. B. besser beleuchtet ist. Gleichzeitig solltest du keine vermeidbaren Umwege oder Unterbrechungen wie spontane Besuche oder Einkäufe machen.

Es ist außerdem wichtig, nicht notwendige Wege auf Zeiten zu verlegen, in denen du dich auch ohne eine Begleitung durch uns sicher fühlst. Es erscheint praktisch, z. B. uns bei dem Weg mit dem Hund anzurufen, wenn es schon dunkel ist. Wenn du aber vorher bereits weißt, dass du dich dabei häufig nicht wohlfühlst, bitten wir dich nach Möglichkeit, Wege wie diese anders zu planen: Damit wir – wenn es eben mal nicht anders geht – gut für dich erreichbar sind.

Bei langen Wegen nur für bestimmte Abschnitte anrufen

Wir haben bewusst keine Limitierung der Dauer eines einzelnen Anrufs und möchten, dass das so bleibt. Denn wir wollen auch für dich da sein, wenn euer Weg mal länger ist. In diesen Fällen bitten wir dich zu überlegen, ob du vielleicht nur für bestimmte Abschnitte anrufst. Vielleicht ist es ja nur der eine Park, der besonders unangenehm ist? Wenn du dich auf einer langen Strecke wieder wohlfühlst, freuen wir uns, wenn du die Leitung zwischendurch wieder freigibst. Sollte der Weg für dich später noch einmal unangenehm sein, kannst du dann natürlich noch einmal anrufen.

Angemessen mit uns kommunizieren

Das sollte eigentlich selbstverständlich sein, ist es aber leider nicht immer. Bitte achte in dem Gespräch mit uns aber auf Grundregeln des Anstands. Wir möchten uns in einem Telefonat auch wohlfühlen. Wir möchten also respektvoll behandelt werden. Es ist für uns wirklich unangenehm, beleidigt zu werden oder zuhören zu müssen, wie jemand auf die Straße uriniert. Auch wenn Alkohol im Spiel ist, erwarten wir ein paar Basics des angemessenen Umgangs.

Bitte respektiere auch, wenn wir über bestimmte Themen nicht sprechen möchten. Manche Themen können für uns belastend oder unangenehm sein. Dazu können zum Beispiel Krankheiten, Todesfälle, Suizid, politische Positionen usw. gehören. Unsere Telefonist*innen sind für diese Themen nicht gesondert ausgebildet. Wenn du über diese Themen sprechen möchtest, wende dich bitte an die entsprechenden spezialisierten Angebote.

Frage im Zweifelsfall einfach nach, ob es für dein Gegenüber okay ist. Damit liegst du nie falsch. 🙂

Ich fühle mich aber jeden Tag auf meinem Weg unwohl, was kann ich tun?

Wir haben Verständnis dafür, dass sich manche Menschen jeden Tag auf ihren Wegen unwohl fühlen. Das kann verschiedene Ursachen haben. In solchen Fällen übersteigt dieser individuelle Bedarf aber leider unsere Möglichkeiten. Wir bitten dich dann, andere Möglichkeiten mit zu berücksichtigen, damit du dich auf deinen Wegen sicherer fühlst.

Wenn du sehr häufig und ohne bestimmten Grund Angst im öffentlichen Raum hast, ist das sehr belastend. Dann kann es sinnvoll sein, sich individuelle, professionelle Unterstützung zu holen. Die kann erkennen, ob es sich beispielsweise um eine pathologische Angst handelt. Wird das festgestellt, kann es auch sehr gut behandelt werden. Frage als ersten Schritt dazu einfach deine Hausärztin oder deinen Hausarzt.

Solltest du dich (häufiger) von jemandem bedroht fühlen, sollte unbedingt polizeiliche Hilfe hinzugezogen werden.

Wenn du dich allgemein unsicher fühlst, ist die nora Notruf-App eine tolle Möglichkeit. Das ist die offizielle Notruf-App in Deutschland. In dieser kannst du einige wichtige persönliche Informationen hinterlegen. Bei einem Notfall kannst du diese Informationen inklusive deiner Telefonnummer, deinem Standort und einer Information über deine Situation direkt an die zuständige Leitstelle übermitteln. Das geht auch still über einen Chat. Damit musst du nicht einmal telefonieren. Wenn du dich bedroht fühlst, ist das die schnellste und unkomplizierteste Möglichkeit, um Hilfe vor Ort zu erhalten.

Ich bin unsicher, ob ich das Heimwegtelefon anrufen soll. Was kann ich tun?

Wenn du die auf dieser Seite beschriebenen Hinweise berücksichtigst, brauchst du dir in der Regel keine Gedanken machen. Im Zweifelsfall kannst du uns auch einfach direkt zu Beginn fragen, indem du kurz deine Situation schilderst.

Warum vergrößert ihr nicht einfach eure Kapazitäten?

Wir sind stetig dabei, unsere Kapazitäten zu vergrößern. Dies ist aber ein großer organisatorischer Aufwand und kann deshalb nur nach und nach erfolgen. Schon der Recruiting-Prozess bindet viele ehrenamtliche Kräfte (mehr dazu hier). Die eigentliche Ausbildung neuer Telefonist*innen dauert etwa 4-6 Monate für eine Person, wobei jede*r neue Ehrenamtliche während der praktischen Ausbildung 1:1 von einer erfahrenen Person betreut wird. Auch wenn wir kontinuierlich rekrutieren, können wir so nur nach und nach neue Telefonist*innen gewinnen und ausbilden.

Gleichzeitig gibt es im Ehrenamt naturgemäß immer wieder personelle Wechsel. Es gibt kaum Menschen, die ein Ehrenamt mit einer zeitlichen Verpflichtung wie beim Heimwegtelefon dauerhaft – über viele Jahre – leisten können.

Während die neu gewonnen Ehrenamtlichen also vor allem die frei werdenden Plätze füllen, wächst die Bekanntheit und damit die Nutzung stetig. Obwohl die personellen Kapazitäten langsam steigen, müssen sie zunächst die gestiegene Nachfrage abfedern.

Neben der personellen Herausforderung muss auch die technische Infrastruktur mitwachsen. Dafür müssen Sponsoren gesucht oder finanzielle Mittel (z. B. durch Spenden) bereitgestellt werden.

Nicht zuletzt ist es aber auch eine Frage der Ausrichtung. Wir möchten mit dem Heimwegtelefon ein Angebot sein, das für bestimmte Momente eine schnelle und niederschwellige Hilfe anbietet. Eine Dauerlösung für Einzelne ist aber nicht Teil unserer Idee und unseres Konzepts. Mit wachsenden Kapazitäten möchten wir dieses Konzept vor allem auf weitere Öffnungszeiten ausweiten und nicht den inhaltlichen Umfang des Angebots ausweiten. Damit wir in Zukunft noch besser für dich erreichbar sind.

Was passiert, wenn ich diese Fair Use Regeln nicht einhalte?

Das Heimwegtelefon ist ein ehrenamtliches Angebot. Es besteht kein Anspruch auf eine Begleitung durch uns. Wir behalten uns bei grobem oder andauernden unangemessenem Verhalten und nicht fairer Nutzung vor, einzelne Personen durch die Sperrung ihrer Rufnummer von unserem Angebot auszuschließen.

Das ist eine Maßnahme, die wir nicht gerne durchführen und die nur in besonderen Einzelfällen angewandt wird. Aber sie ist notwendig, um unsere Telefonist*innen zu schützen und die Erreichbarkeit des Heimwegtelefons zu erhalten.

Vielen Dank, dass du das Heimwegtelefon fair nutzt. Wir freuen uns auf deinen Anruf. ❤️

Weitere Hilfsangebote

Hier findest du bei Bedarf weitere Anlaufstellen: